Pack die Badehose ein…

 

 

…in die heiße Wanne rein…oder so ähnlich. Dass mal keiner meint, wir wären untätig, wir REISEN zum ersten Mal so richtig, mit regelmäßigen Ortswechseln und so! Nach Rückankunft in Quito haben wir uns einen Tag Weihnachtsshopping gegönnt…jaha, wir haben schon richtig viele Geschenke!!! In Otavalo, einem beschaulichen kleinen Städtchen nördlich von Quito (insg. 3 Stunden Bus und Taxi) bricht jeden Samstag die Hölle los…dann ist Markt. In sämtlichen Straßen drängeln sich Verkäufer und Kunden, und dabei finden sich, wenigstens im Moment, erfreulich wenig Touristen. Nachdem unser „Schulkamerad“ Ben einen Koffer voller Geschenke in einem Restaurant abgeliefert hatte (irgendwas was seine Lehrerin in den USA ihm mitgegeben hatte, für ihre alten Freunde in Otavalo…geschätzte 15 Kilo, ich hoffe, dafür gibt’s mal ´ne gute Note extra…) und er und Marc sich schweren Herzens vom AUSGESPROCHEN tiefen Ausschnitt der Restaurantbesitzer-Tochter losgerissen hatten, konnte ich mich endlich hemmungslos gehen lassen… Um es kurz zu machen, wir haben am Dienstag ein Paket von knapp 14 Kilo nach Hause geschickt (ein bisschen überflüssiges Gepäck und Bücher waren auch dabei…). Neben der Shopping-Orgie gab es aber noch viel Tolles zu sehen in Otavalo. Frauen aller Altersklassen, die voller Selbstverständlichkeit die bunten Trachten der Region tragen, da würden den paar Dirndl-Mädels auf dem Oktoberfest (an dieser Stelle herzliche Grüße dorthin!) die Augen rausfallen. Menschen, die mit Wagenladungen voll Waren auf dem Rücken durch die Menschenmengen trabten, ganze Schweine, die innerhalb weniger Stunden auf ein paar Ohren und eine Schnauze reduziert wurden… Natürlich wurde man häufig angesprochen, so als offensichtlicher Touri (ganz so braun sind wir dann doch noch nicht), aber ganz unaggressiv, mit einem freundlichen „Womit kann ich dienen?“. Der Eismann war da, riesige Körbe von Backwaren überall am Straßenrand, und die Stimmung ist (bei strahlendem Sonnenschein…) prima.

 Dienstags haben wir uns dann endlich auf den Weg gemacht, erster Halt Banos (sprich: Banjos). Dieses hübsche Städtchen bot uns: eine Fahrradtour voller Wasserfälle (Marc hat zweimal geduscht, und seit heute sind seine Schuhe wieder leidlich trocken…),

 den ersten entspannten Nachtspaziergang in dem Gefühl sicher vor Straßenräubern zu sein und vor allem: Gruppenbadewannen. Der benachbarte Hausvulkan Tungurahua sorgt durch seine beständige Aktivität nicht nur für regelmäßige Evakuierung des Großraums Banos sondern auch für ständigen Nachschub an heißem Wasser, was hier einfach aus dem Boden sprudelt. Und der Begriff „Vollbad“ bekommt dabei sogar in der Nebensaison eine ganz neue Bedeutung, denn am Abend ist die ganze Stadt auf den Beinen und drängelt sich in der trüben Brühe – so auch wir! Trotz der Drängelei schön entspannend, und man lernt Leute kennen. Außerdem haben wir Heimatgefühle ausgelebt. Banos ist nämlich auch für seine gute internationale Küche bekannt, und so gab es KÄSEFONDUE (an dieser Stelle herzliche Grüße an die Familien Kauschke/Bonefeld, Deuerling und Steffi Hoffmann!),

 und zwar richtig gutes! Schweren Herzens ging es weiter nach Riobamba, irgendwo im Nichts, so dachten wir, wollten nur nicht so lange am Stück Busfahren…und auch hier fand sich eine hübsche Kleinstadt mit wundervollen Gebäuden und Kirchen.

Hier konnte ich in Ruhe meines Freundes Marko gedenken, der mir inzwischen seit 10 Jahren fehlt… Manche Lücken sind nie zu füllen…

Nun, die Reise ging weiter, aber erst nach einem abschließenden „Downhill-Mountainbike“-Abenteuer (den Vulkan Chimborazo rauf mit dem Auto, das letzte Stück mit Sauerstoffmangel, Schwindel und blauen Nagelbetten zu Fuss bis auf 5000 Meter und dann über die waschbrettartige Piste bergab…).

 

So sind wir seit vorgestern in Cuenca. Diese Stadt nimmt für sich in Anspruch, entspannter, sauberer und mit besserem Wetter gesegnet zu sein, als die große Schwester Quito. Egal, was andere sagen, wir lieben Cuenca! Es ist ein bisschen, als hätte man uns heimlich bei Nacht verschleppt, und wir wären in Südtirol wieder aufgewacht. Häuser aus der Kolonialzeit, jedes einzelne eine Pracht, die meisten wunderschön renoviert, Kaffeeduft aus den gemütlichen Cafés überall zwischen den Geschäften, Eis und Gebäck, das die meisten Italiener und Wiener in den Schatten stellt. Und mittendrin plätschert fröhlich ein kleiner Bach. Ehrlich, wie aus einer anderen Welt. Schön, dass wir längst geplant hatten, etwas länger zu bleiben. Marc ist seit heute wieder fleißiger Spanischstudent, diesmal am „Spanish-Institute of Cuenca“, einer, soweit beurteilbar, sehr persönlich und herzlich geführten Sprachschule. Schnell und unbürokratisch wurden wir begrüßt, und obwohl wir uns nicht angemeldet hatten, stand nach einer Stunde die Lehrerin Linda auf der Platte und nahm Marc in die Mangel. Ich habe derweil die Stadt ein wenig erkundet, mich später dann zu Kaffeepause und Kartenspiel wieder dazugesellt und mich dann meinem Selbststudium gewidmet. Habe dank meines großartigen Lehrers Fernando den Großteil der Grammatik in Quito geschafft, und lese jetzt vor allem spanische Bücher und mache meine Grammatikübungen alleine. Nachmittags wurden wir von Monica unserer neuen „Gastmutter“ abgeholt, auch diese wurde ruck-zuck informiert, schmiss ihren 16-jährigen Sohn aus seinem Zimmer, und in diesem sitzen wir jetzt. Sehr gemütlich, am Abendbrottisch wurde viel gelacht, uns bleibt weiter unverständlich, warum die Damen hier so häufig „Popo-Push-up-Hosen“ tragen, die ihnen den Hintern bis knapp unter die Genick-Ebene drücken… Die drei halbwüchsigen Kinder (zwei Mädels von 14 und 15 Jahren kommen noch dazu) sind unerwartet freundlich, korrigieren geduldig unsere Sprachfehler und helfen mit Vokabeln weiter. Hier bleiben wir gerne eine Woche…bevor es dann weitergeht… So, Marc hat seine Hausaufgaben fertig, und ich muss ans Buch!

Hier die Adresse unseres Anbieters für die Radtour am Cimborazo: http://www.julioverne-travel.com (können wir empfehlen)

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