…die anderen das mobilste Luxushotelzimmer der Welt.
Wir reisen gerne im Zug, der ICE war für einige Jahre unseres Zusammenseins unser zweites Zuhause… Aber wer die Busse hier genießen durfte, wird nur unter Protest wieder in die (zudem deutlich teureren) Produkte der deutschen Bahn einsteigen.
Vorgestern stiegen wir mitten in der Nacht (1 Uhr) erneut in einen „Cama“-Bus von „Sol de Paraguay“, und schliefen wunderbare 6 Stunden in einem Business-Class-Sessel mit 160-Grad-Position, also fast flach, Fußstütze, Augenklappe drauf (ja, an derartige Besonderheiten haben wir uns inzwischen gewöhnt, im Dunkeln schläft es sich einfach so viel besser…) und weg waren wir. Nach dem Aufwachen gab es ein leckeres Frühstück (wie im Flieger), wurden von einem netten Mitarbeiter zu den nötigen Büros für Aus- und Einreise an der Grenze begleitet und schon waren wir in Brasilien!!!
Der freundliche Herr an der Gepäckaufbewahrung des Busterminals von „Foz de Iguazu“ nahm uns rasch unsere Sachen ab und schon waren wir auf dem Weg zum Naturschauspiel der Woche: den berühmten Iguazu-Wasserfällen. Mit offenem Mund genossen wir, was geboten wurde. Diese Massen von Wasser, die dort über eine unglaubliche Breite überall aus dem Wald heraus ins Nichts stürzen, und dabei z.T. solche Druck erzeugen, dass alles in einer Nebelwand verschwindet. Auf den Besucherplattformen stand man minutenlang in Wasserwolken, von denen man sich trotz allmählich triefender Unterwäsche nicht recht losreißen mochte…
Stylisch durch den Regen
Die Fälle sind wirklich beeindruckend.
Spannend fanden wir auch die Kamikaze-Schwalben, die scheinbar hinter den Wasserfällen (nur wenig entfernt vom „Rachen des Teufels“ = „Garganta del Diablo“) nisteten, sie flogen einfach durch die tobende Wasserwand um das Futter für die Jungen ranzuschaffen…und unsereins sorgt sich um bequeme Stillkissen und Salzlampenlicht…
Am Nachmittag zeigte sich schließlich, dass 5 Stunden Schlaf – auch wenn es gemütlich war – dauerhaft nicht ausreichen…also machten wir uns schnell auf zur nächsten Grenzüberquerung, nach Argentinien. Die Wasserfälle liegen in einem Dreiländereck zwischen Argentinien, Paraguay und Brasilien, und es wird empfohlen, sie von brasilianischer und argentinischer Seite anzuschauen. In Puerto Iguazu angekommen empfing uns im (vorreservierten) Hotel ein sehr netter Herr und schickte uns in das…bisher ekelhafteste Zimmer („Che Lagarto“, heruntergekommen, schmutzig, kaputte Möbel, nur eiskaltes Wasser aus der Dusche)…und im Vergleich zu den letzten Wochen unglaublich teuer…tja, sind wohl raus aus dem günstigen Teil Südamerikas… Rasch beschlossen wir, nicht wie geplant zwei, sondern nur eine Nacht in diesem Hotel zu ertragen und am nächsten Tag nach Besuch der Wasserfälle direkt weiterzufahren. Immerhin war die Stornierung der zweiten Nacht kein Problem.
Ja, und dann waren die Wasserfälle so nett und kamen vorbei… Gestern früh tat sich der Himmel auf, und das Wasser stürzte herab, ein Unwetter, das innerhalb weniger MINUTEN zur völligen Überschwemmung des Busbahnhofes führte,
Innerhalb von Minuten lief der Busbahnhof voll.
Autos kamen auf den Wassermassen bei Gegenwind nicht mehr den Berg hinauf, Palmen bogen sich fast bis auf den Asphalt… Wir standen in Regenjacken unter dem Vordach des Hotels und gucken doof…eigentlich wollten wir eine Bootstour an die Wasserfälle machen… Und wieder einmal wurde rasch und unkompliziert entschieden, wir hatten die Wasserfälle schon genossen, und wie sagte Marc so schön? „Dieses Wetter taugt gerade zum Busfahren.“ Und im Ticketbüro von „Cruzero del Norte“ hatten wir erstmals die Wahl zwischen der bekannten „Businnesclass“ und der „First Class“…und danken Vanessa, Steffen, Paul und Anna, weil sie uns die Entscheidung abgenommen haben…
Ledersessel, die sich jetzt endgültig in flache Liegeposition bringen ließen, eine Fußstütze ebenfalls in der Waagerechten, ein eigener (nach Wunsch auszuschaltender) Fernseher für uns zwei, riesige Phillips-Kopfhörer, gute Klimaanlage (nicht zu kalt, nicht zu warm). Zur Begrüßung gab es einen Teller mit Kuchenstückchen, Espressopulver (nach Bedarf selber in Kaffee zu verwandeln, der Heißwasserspender war vorhanden) und eine Cola. Dann einige Stunden nichts, wir waren schon fast enttäuscht, aber bei einem kurzen Stop in der Zentrale wurde die Küche neu beladen und dann ging es los: Ein Wagen mit Getränken wurde an unseren Sitz gefahren…aber NUR FÜR DEN APERITIV! Kennt einer „Gancia“? Wurde ungefragt mit Sprite serviert (macht man hier so) und war seeeeehr lecker! Ja, dann kam der Käsespieß mit Oliven, dann das Tablett mit den Vorspeisen, der Wein, das Hauptgericht, der Nachtisch, der Sekt mit Kirschen, und der Keks zum Abschluss…
Darf es noch ein Sektchen mehr sein??
Liebe Göttinger, in den Flugzeugen war das Essen immer recht gut, und es gab nichts zu kaufen, aber jetzt war definitiv der richtige Moment, Euer Geschenk einzulösen…wir haben bei jedem Bissen an Euch gedacht, DANKE! Um 10 ging das Buslicht aus, um 11 unseres samt Fernseher, und gegen 7 wachten wir sanft auf…und dann kam das Frühstück, mit warmen Croissants, Kuchen, und, und, und. Richtig erholt, ausgeschlafen und glücklich kamen wir in Buenos Aires an, und waren erstmals traurig, einen Bus verlassen zu müssen…in diesem hätten wir es noch einen Tag ausgehalten.
Nach 19 Stunden Busfahrt, immer noch fit.
Jetzt sind wir also da…in der Hauptstadt von Tango, Wein, Steaks, Evita Peron (Wolf, ich singe schon den halben Tag, wo bist Du?)… Mal sehen, was die Tage bringen…Wenn nur endlich das Zimmer fertig wäre. Aber dass wir hier sitzen und warten müssen könnte bedeuten, dass HIER die Zimmer geputzt werden…jippieh!