Monthly Archives: Juli 2011

Wir hatten Besuch…

Unser Küken...

Unser Küken...

Maayon butag!
Mein Name ist Elena und ich bin nun schon seit über einem Monat auf den Philippinen. Für eine Woche durfte die Arbeit der German doctors in Buda begleiten, da ich im Herbst ein Medizinstudium beginnen möchte. Nicht nur, dass ich in dieser Woche unglaublich viel von dem Ärzteteam gelernt habe, auch die Erfahrungen mit den Patienten war etwas ganz besonderes.

In die Ambulanz kommen unter der Woche hunderte Menschen aus der Umgebung, um sich behandeln zu lassen. Ich durfte in der Zeit mit im Behandlungszimmer sitzen mit Katrin, Marc oder der Gynäkologin Paola), und viel über unterschiedliche Behandlungen lernen. Auch bei einigen Geburten war ich mit dabei! Leider gibt es auch traurige Fälle, vor allem die unterernährten Kinder gehen einem ans Herz. Doch man weiss sie in guten Händen, sogar schon nach einer Woche sieht man die Kinder wieder ab und zu lachen:)

Die Zeit in Buda war ein grosser Segen für mich, vielen Dank an das wunderbare Ärzteteam!

Danke für die Blumen, Elena, wir hatten viel Spass mit Dir! Wir wünschen Dir noch ein paar erlebnisreiche Wochen auf den Philippinen und danach einen guten Start ins Studium (Achtung, Radkes, da kommt vielleicht eine ganz Vielversprechende nach Dresden!).

Philippinen einmal anders…

Wir haben ein Wochenende frei und zusätzlich auch noch den Freitag. Wir können unser Glück kaum fassen und nisten uns für ein langes Wochenende im „Pearl Farm Beach Resort“ ein, schließlih ist es Katrins Geburtstag. Das Resort liegt auf Samal Island direkt vor den Toren von Davao. Dort soll es wunderschön sein. In der Tat sind wir etwas skeptisch, denn was wir bislang von der Küste vor Davao gesehen haben ist eher schäbig. Aber wir sollten uns eines Besseren belehren lassen. Wir wurden mit dem Shuttleboot von Davao abgeholt. Die Überfahrt dauerte eine Stunde und knapp fünf Minuten nach Ankunft hatten wir uns bereits in das Resort verliebt. Direkt am Anleger ist ein kleiner Strand mit kristallklarem Wasser und wunderschönen Seesternen (die nicht um sonst „Chocolate Chip“- Seastar heißen). Unser Zimmer war ein kleiner Bungalow der direkt auf Stelzen ins Meer gebaut worden war. Von unserer Terrasse hatten wir einen traumhaften Blick auf die geschützt liegende Bucht. Hier konnten wir auf einer Bambuscouch über dem tropischen Wasser Lesestunden abhalten…

Lesestunde...und Erholung!

Das Resort bietet alles was man sich vorstellt, von Billard bis Jet Ski. Eigentlich wollten wir tauchen gehen, mussten uns dann aber wegen meiner Erkältung doch aufs Schnorcheln verlegen. Bereut haben wir dies sicher nicht. Wir sahen viele kleine Nemos, Trumpet Fish und diverse andere schwimmende Freunde. Das Seepferdchen haben wir leider verpasst.

Da fällt einem mal ein Stück Brot aus der Hand...

Nach 3 Stunden im Wasser und entsprechenden Schwimmhäuten zwischen den Fingern ließen wir uns bei einer ausgiebigen Massage im hauseigenen Spa verwöhnen. Das Verwöhnpaket hieß „Romantic Getaway“ und enthielt Fußpflege, Body Scrub, romantischem Bad mit Blüten und anschließender traditioneller Hilot (traditionelle Hebamme) Massage mit heißen Bananenblättern. Uns taten unsere Fußpflegerinnen schon leid, wie sie über eine Stunde lang (!) mit dem Hornhauthobel versuchten meine Füße von den über Jahre angezüchteten Schichten alter Hautmassen zu befreien. Ich bin mir sicher ich habe das Wort Schwingschleifer mehrmals gehört. Beim Body Scrub konnten sich die Damen dann für die schwere Arbeit an uns rächen. So ein Ganzkörperabrieb mit Salz kann ziemlich schmerzhaft sein. Im Anschluss ging es zur Entspannung in die Badewanne. Unsere Überraschung war groß als wir in die wunderschöne, mit schwimmenden Blüten und Kerzen dekorierte Wanne stiegen. Das Wasser war leider kalt und da es inzwischen dunkelte war die die Umgebung auch nur noch mäßig warm. Wir taten also so, als würden wir nicht frieren und freuten uns auf die abschließende Hilot Massage. Die warmen Bananen Blätter waren eine Wohltat, allerdings haben unsere beiden Hilots in Anatomie wohl geschwänzt. Denn die Knubbel am oberen Rücken neben der Wirbelsäule sind die Schulterblätter und keine Verspannung. Und sie lassen sich nicht wegmassieren, auch nicht wenn man sein gesamtes Körpergewicht von 45 kg miteinbringt. Selten waren wir dankbarer für die Zartheit der philippinischen Frauen. So gemartert, aber entspannt fielen wir in süße Träume. An dieser Stelle möchten wir Birgit und Jan für ihr Hochzeitsgeschenk danken. Und Sonja und Manuel für ihres… (mussten eine Alternative zu Neuseeland wählen, war aber ein Traum, ehrlich!) Der Abschied von Samal Island fiel uns schwer. Das erste Mal haben wir gesehen, was die meisten Touristen von den Philippinen sehen. Das war sehr nett, aber unsere „Philippinen“ sehen anders aus.

Family planning?

Ein brisantes Thema… Der Papst kann es scheinbar immer noch nicht gutheißen, und mit Recht werden die German Doctors zu möglichst großer Vorsicht im Umgang mit diesem Thema angehalten: Verhütung. Wir sind weder Moralapostel, noch Missionare, es steht uns nicht zu, über die moralischen Grundsätze unserer Patienten zu urteilen. Wenn man dann hier die Lebensumstände sieht, eine Mutter, die genauso alt ist, wie ich und gerade Kind 7+8 auf die Welt gebracht hat (unsere Zwillinge, Ihr erinnert Euch?), von der nächsten Frau auf Nachfrage zu hören bekommt, sie habe „nur“ 10 Kinder (da mussten immerhin sogar unsere Schwestern mal lachen), da kommt man doch ins Grübeln. Unsere Hebammen und Gynäkologen leisten hier aber wirklich gute Arbeit. Vor einigen Tagen hat in der Ambulanz die Hebamme Remy für mich übersetzt, und keine Frau im gebärfähigen Alter (naja, zumindest keine gestandene Mutter) hat sie gehen lassen, ohne nach Verhütung zu fragen. So wird dieser Gedanke zunehmend gesellschaftsfähig, und viele Frauen kommen wieder, 6 Wochen nach der Entbindung, um sich beraten zu lassen. Praktisch täglich werden Spiralen eingesetzt, es gibt „die Pille“, z.T. Kondome incl. Anleitung zur korrekten Anwendung (da gibt es ein viel gerühmtes Holzobjekt im Zimmer der Gynäkologen…). Und wenn es dann doch etwas endgültiger sein soll, kommt regelmäßig das „Ligation“-Team. So stand an einem Wochenende im Juni plötzlich eine Horde von 24 (!) einheimischen Gynäkologen in der Halle, ein Zimmer (erneut unser Zimmer für die unterernährten Kinder) wurde zum OP-Saal umfunktioniert, 5 OP-Tische, je zwei „Operateure“, und dann ging es wie am Fließband. In einer langen Reihe stellten sich Frauen verschiedenster Altersklassen auf, zunächst am Verwaltungstisch, Personalien wurden aufgenommen, dann, bereits im weiss-blau gemusterten OP-Hemd in die zweite Schlange, jetzt gab es eine Infusionsnadel, Blutdruckkontrolle.

Blutdruck, Infusion und schon geht's los...

Mit einer Begleitperson („Watcher“), die die Infusionsflasche hochhält geht es weiter, vor die Klinik, wo schon eine lange Reihe von Bänken neben der Tür zum „OP“ steht. Und da sitzen sie, aufgeregt kichernd, ca. 25 Frauen schnattern wild durcheinander und harren des Abenteuers, das da kommen mag.
Ich nutze die Gelegenheit und folge der Einladung der Koordinatorin, einen Blick in den OP zu werfen (mein Mann bleibt rücksichtvoll draußen). Und auch hier: maximale Effizienz. Die ersten 5 Frauen liegen auf der Seite, warten auf ihre Nadel für die Rückenmarksnarkose, kurze Zeit später schaue ich wieder nach, und alle 5 liegen auf dem Rücken und sind fast schon fertig versorgt.

OP im Akkord...

Nach vielleicht 45 Minuten wird die erste Frau hinausgetragen. Laufen kann sie noch nicht wieder, die Beine „schlafen“ noch, wegen der Narkose. In der Halle wurde inzwischen ein Matratzenlager vorbereitet, ca. 10 Matratzen, auf denen am Ende alle ca. 50 (!) geplanten Patientinnen gemeinsam warten sollen, bis die Narkose nachlässt. In einer deutschen Klinik? Undenkbar! Hier? Völlig normal! Denn eines haben wir wirklich gelernt: Mit dem zu Hause so verbreiteten Wunsch (oder der Forderung) nach Einzelzimmern und Privatsphäre kann hier keiner etwas anfangen. Man fühlt sich wohl in der Gruppe, hat eher Angst vor dem Alleinsein. Und, wie die steigende Nachfrage der letzten Jahre beweist, nimmt die Akzeptanz zu, immer mehr Frauen kommen, um sich dem schnellen Eingriff zu unterziehen.
Um 17 Uhr ist der ganze Zauber vorbei, alle OPs fertig, als wir am späten Abend von einem Ausflug zurückkehren, ist nicht zu merken, dass etwas passiert ist… Wieder einmal ist dies – natürlich neben dem beeindruckenden Gynäkologenteam – vor allem „Sir“ Raymond zu verdanken, unserem unbezahlbaren Notaufnahmepfleger…wir ziehen zum wiederholten Male den Hut…
OP-Komplikationen? Ja, eine! Am nächsten Morgen finden wir eine Patientin in einem Bett unserer Station, ihr war nach der Operation übel und schwindelig, weshalb sie über die Nacht geblieben ist. Ich kann es nicht lassen, muss mir die Wunde ansehen…sie ist winzig, ca. 4 cm lang, keinerlei Zeichen einer Nachblutung, die Patientin hat keine Schmerzen, der Kreislauf ist nach etwas Infusion wieder in Schwung…ab nach Hause. Und erneut: Respekt, Kollegen!