Es ist 12:15 Uhr…nachts…das Handy klingelt auf dem Nachttisch. Ich hebe ab, und am anderen Ende meldet sich eine männliche Stimme, redet furchtbar laut, schnell und unverständlich. Nachdem ich mein Gehirn zumindest auf halbe Leistung hochgefahren habe, wird mir klar, er redet Englisch, und schon wird es verständlich… Ein Notfall? Eine Reanimation? Unfallopfer? Nein, HOCHWASSER!!!!! „Doctora, the water is rising quickly and has reached the steps of the doctor’s house!“ Hossa, wir sind innerhalb einer Sekunde hellwach, raus aus dem Bett, kurz noch im Mosquitonetz verfangen, rein in die Schlappen… Halbnackt rennen wir zur Hintertür, der kleine Bach hinter unserem Haus ist zum reissenden Fluss angestiegen, hat sich unseren Garten und das benachbarte Gemüsefeld einverleibt, und klopft schon fast an unsere Tür. Pegelstand: 5 cm bis zu nassen Füßen. Schnell zur Vordertür: gleicher Pegelstand (das Haus scheint tatsächlich gerade zu stehen), uns wird klar, wir sind umzingelt, befinden uns auf einer Insel inmitten eines Sees. Angst? Ehrlich gesagt, nein. Wir sind gewarnt, wissen, dass der Pegel in den letzten 2 Jahren je einmal etwa auf Kniehöhe im Haus angestiegen ist. Vor zwei Wochen haben wir Gerry, den Hausmeister der Klinik gefragt, ob er uns ein Podest für den Kühlschrank bauen könne, dieses stand zwei Tage später bereit, ca. 80cm hoch, bis es ins Gemüsefach läuft, dauert es jetzt etwas… Die Möbel, die zur Zeit nicht gebraucht werden haben wir längst auf die aktuell leerstehenden Betten gestapelt.
Die alten Zeitungen, welche sich im untersten Fach des Flurregals gestapelt hatten, haben wir entsorgt, und auch sonst befindet sich nichts mehr unterhalb der besagten Kniehöhe, was auch höher stehen kann. Rasch die letzten entbehrlichen Möbel auf die Betten, Küchenstühle auf den Tisch, und dann lachend nach Atem ringend zurück zur Tür…und der Pegel sinkt! Und zwar rasch. Abends hatten wir ein gefühltes „Jahrhundertgewitter“ erlebt, danach hatte es aufgehört zu regnen. Jetzt waren wohl die Wassermassen von den umliegenden Bergen „angekommen“. Noch ein paar Übungen für den nächsten Ernstfall, wir stellen fest, dass die vorhandenen Gummistiefel im Falle einer Hausflutung nur wenig hilfreich sein dürften, denn bereits jetzt steht der Pegel auf dem Weg zur Klinik etwa 3cm unter dem Oberrand der Stiefel…also müssen wir wohl kreativ werden…uns schweben Plastiktüten und haufenweise Pflaster vor…
Nach einem kurzen Telefonat mit „daheim“ gibt’s sicherheitshalber noch eine Folge unserer aktuellen Serie im Bett (Danke, Kai!), und nach letztem prüfenden Blick – der Garten ist wieder als solcher zu identifizieren – zurück in sanften Schlummer…leise glucksend, denn irgendwie hat das Spaß gemacht…mal sehen, ob wir das immer noch sagen, wenn es das erste Mal richtig losgeht…