Daily Archives: 7. Juni 2011

Happy Birthday EMMA !!!

Liebe Emma! Alles Liebe zu Deinem 6. Geburtstag wünschen Dir Dein Onkel Marc und Deine Katrin! Diese Grüße kommen vom anderen Ende der Welt, und wir haben die nettesten Krankenschwestern mit auf’s Foto genommen…die wollten Dich auch grüßen! Hast Du gesehen, wie klein die sind? Da bist Du schon fast größer! Und so klein sind die hier alle! Wir sehen dahinter aus wie Riesen…
Wir hoffen, dass Du eine tolle Feier mit Deinen Freunden hast, viele Geschenke und einen leckeren Kuchen! Wir denken an Dich und freuen uns darauf, Dich im Dezember wiederzusehen!
Liebe Grüße auch an Mama, Papa und Oma!

Alles wird gut…

Wir sind gar nicht so blöde, wie wir dachten! So langsam läuft die Sache, wenngleich wir längst wissen, wie schnell sich dieser Eindruck wieder wandeln kann…
Die ersten unterernährten Kinder konnten wir heimschicken. An die Häufchen Elend von vor 3 Wochen erinnerte inzwischen nichts mehr. Lachend, in jeder Hand ein dicker Lego-Bauklotz und in jeder Backe ein dickes Stück „Plumpy nut“, die Spezialnahrung für unterernährte Kinder (besser als Milchschnitte und Fruchtzwerg zusammen: 500 kcal/Päckchen, auf Basis von Erdnüssen, incl. Eisen, Folsäure, Vitamine „von A bis Zink“, und, und, und…von wegen „so wertvoll wie ein kleines Steak“, da steckt ´ne ganze Kuh samt Weide drin!). Die Kinder finden es toll, essen es meist mit großem Appetit und strahlen von einem Ohr zum anderen…mit den Müttern um die Wette. Wie es aussieht? Naja, letzte Woche musste ich furchtbar lachen, weil ein Kind in seinem Bett saß (Mama war mal kurz draußen), sich vom Scheitel bis zu den Füssen mit der schönen braunen Paste eingeschmiert hatte…die Schwester, die etwas dichter dranstand bemerkte dann, dass es sich möglicherweise wirklich um Plumpy nut handelte…allerdings NACH Magen-Darm-Passage… herrlich! Gott sei Dank kommen einige von denen jetzt weiter zur wöchentlichen Kontrolle, je nachdem, ob sie in unseren direkten Einzugsbereich gehören oder von einer anderen ambulanten Nachsorgestelle weiterbetreut werden. Wir freuen uns darauf, sie wiederzusehen!
Bezahlt wird das Programm vom „ACF, action contre la faim“ (Aktion gegen den Hunger), nach klaren Regeln und Therapieplänen, die wirklich gut funktionieren. Eigentlich nichts weiter als simple Kochbücher, welche Ernährung zu welchem Zeitpunkt, wieviel pro Kilogramm Kind… Zur Begrüßung bekommt jedes Kind erstmal eine Wurmkur und eine antibiotische Therapie, quasi „Tabula rasa“ für einen gesunden Bauch, damit hinterher die guten Sachen schneller im Blut ankommen. Und was anfangs kompliziert klang macht inzwischen wirklich Spaß. So haben wir jetzt die nächste spannende Aufgabe: das Kind, das zusätzlich zur Unterernährung eine schwere Blutarmut hat (Hb 4)…wir haben uns schonmal mutig gegen eine Bluttransfusion entschieden, jetzt müssen wir dem Kind auf andere Art und Weise wieder rosige Frische auf die Wangen zaubern…könnte etwas dauern…
In der Ambulanz werden wir immer flotter, beim zwanzigsten dicken Abszess ist man halt nicht mehr so geschockt, wie beim ersten. Und doch gibt es täglich Fälle, bei denen wir denken: in zehn Jahren Kinderheilkunde daheim sehen wir nicht halb so viele unglaubliche Fälle, wie hier in zwei Wochen. Und wir merken, dass die einfachen Therapien oft vollkommen ausreichen. Ein bisschen „kleine Chirurgie“ durch unseren guten „Sir Raymond“ im „emergency room“, mit prima Wundversorgung, Abszessspaltung, desinfizierenden Bädern und Verbänden, dazu noch eine Dosis Antibiotika, und nach wenigen Tagen ist die Infektion verheilt, und die Haut etwas später auch. Ob die Narben genauso schön werden wie zu Hause? Naja, nicht ganz, aber die Haut ist ganz, dem Patienten geht es gut und er geht auf zwei Beinen nach Hause.
Antibiotika werden schneller verordnet, als zu Hause…na, welcher Doktor traut sich denn, das 15 Monate alte Kind mit Fieber seit 5 Tagen und Husten ohne Behandlung auf seinen 5-stündigen Heimweg durch den Busch zu schicken? Da funktioniert die bewährte „Wenn es nicht besser wird, kommen Sie morgen nochmal wieder“-Methode nicht… Und wenn die Geschichte doch mal zu banal für Antibiotika ist, gibt’s halt „Lagundi“, den traditionellen Hustensaft. Denn wie die Mütter in Deutschland, die sich notfalls mit homöopathischen Globuli zufrieden geben, möchte man auch hier nicht mit leeren Händen heimgehen. Und mancher „German doctor“ hat wohl auch schon die gute Wirkung des Kräuterextraktes getestet…
Deutlicher schwerer fällt uns der Umgang mit Medikamenten, die inzwischen längst aus deutschen Lehrbüchern und (Kinder-)Arztkoffern verschwunden sind. So verordnen wir hier fast täglich Chloramphenicol an alle Altersklassen, einmal sogar an ein schwer krankes Baby, und einmal mussten wir sogar einem 10-jährigen Jungen Ciprofloxacin geben…das würde in Deutschland echt Probleme geben (kann Knorpelschädigungen bei Kindern im Wachstum verursachen), aber resistente Bakterien machen halt auch vor ärmeren Ländern nicht halt, und die Medikamentenauswahl ist nicht groß. Und die Sorge um die Patienten, die latente Angst, Entscheidungen zu spät zu treffen, lässt uns schneller handeln, auch bei sichtbaren Risiken.
Unsere erste wirklich schwere Stunde hatten wir vor einer Woche…nachdem wir spätabends von unserem freien Wochenende zurückgekehrt waren, rief uns der diensthabende Arzt nachts zur Reanimation in die Notaufnahme. Leider waren all unsere Bemühungen erfolglos, und wir mussten lernen, dass heute noch Kinder an der Ruhr sterben… Der Kleine hatte zusätzlich eine schwere Unterernährung, und das war wohl einfach zu viel… Wir wussten schon vor unserer Abreise, dass uns auch solche Geschichten begegnen würden, aber leidende Mütter tun überall auf der Welt gleich weh… Seither haben wir bei mehreren Patienten denselben Durchfallerreger nachweisen können und sind doppelt auf der Hut…
Man könnte unendlich weiter schildern, was uns begegnet…der 9-jährige Junge (!) mit der Darmeinstülpung, die vom rechten Unter- bis in den Oberbauch reichte…und der uns völlig verwirrte, weil er einfach nicht schrie, obwohl es furchtbar wehtun musste… viele Kinder hier haben nie gelernt, dass Schreien hilft, also lassen sie es einfach bleiben. Der 6-jährige Junge mit dem Verdacht auf einen schweren Herzfehler, der heute aufgefallen ist… von einer Gemeindeschwester geschickt, weil er im Rahmen eines Durchfalls (!?!) blaue Lippen habe…ein Blick auf die verdickten Finger- und Zehenenden machte sofort die Schwere der Erkrankung klar, der Sauerstoffgehalt im Blut war…sehr niedrig…und der Kleine lacht und spielt (Hb 25, Hkt 73%)!
Sowieso sind die meisten Kinder fast gruselig brav. Carl hat es sehr treffend als „Schreckstarre“ bezeichnet. Sobald man die blassen, blonden Riesen sieht, bleibt der Mund offen stehen und man muss nur noch schnell genug nach der Lampe greifen um reinzuleuchten… Wir sind auch gern gesehene Gäste in jedem Supermarkt! Ganze Scharen von Verkäufern umringen uns, lauern uns auch gerne mehrfach hinter verschiedenen Regalen auf für viele freundliche „Good afternoon Ma’m, good afternoon sir!“. Leider entwickelt sich die Effizienz unserer Einkäufe umgekehrt proportional zur Dichte der Verkäufer. Da wird man auch gerne von 5 gleichzeitig beraten, z.B. beim Kauf eines Spannbettlakens. Das richtige (günstig und trotzdem Baumwolle) muss einem beim Verlassen der Abteilung dann doch selber ins Auge fallen… Und ständig rufen einem fremde Leute zu, wie unglaublich hübsch man ist… gestern wollte eine Dame unbedingt wissen, ob ich einen Bruder habe, sie wolle ihn nämlich gerne heiraten (Kai, ich geb‘ Dir die Adresse, Du kannst direkt in ihren florierenden Kiosk am Straßenrand einsteigen!). Und alle pubertierenden Mädchen flippen aus, wenn Marc sie einmal freundlich anlächelt… Szenen wie bei einer Autogrammstunde von Justin Bieber…
Auch sonst läuft die Integration recht gut. Nachdem Marc die liebevoll gestaltete Geburtstagskarte der Schwestern bekommen hatte (ihm wurden darin ungefähr zwanzig Babys für die Zukunft gewünscht, freiwillige Gebärende dürfen sich gerne melden, ich würde früher aus dem Geschäft aussteigen…), gab es abends die gebührende Party auf dem „family day“ in „Jones‘ beach Resort“ in Davao. Aufgrund des anstrengenden Nachtdienstes kamen wir nach Mittagsschlaf erst abends dort an, wurden gegen 18 Uhr von dröhnenden Bässen aus der überdimensionalen Musikanlage empfangen. Wir bezogen eins der zwei Doppelzimmer (alles andere sind Massenunterkünfte), das seine 20 Euro…wert…war…wir hatten ein großartiges…Duschklo… Dann machten wir schnell das einzig richtige, um die Chancen auf einen guten Abend unter den gegebenen Umständen zu erhöhen…und eineinhalb Stunden sowie 2 Liter „San Miguel“ („The only beer that nourishes true filippino friendships!“) später waren wir voll im Spiel! Die Liveband (die inzwischen dankbarerweise aufgetaucht und wirklich gut war) war sehr an „true german friendship“ interessiert, und so gab es nach jedem Lied einen „Happy birthday to doktor Marc Fluuutmään and also to doctora Käätrin Wörsss!!!“. Das ganze gipfelte in drei Ehrentänzen und meiner eher unfreiwilligen, jedoch vielfach zitierten Einlage als Rockröhre mit „Zombie“… Das letzte, was mich an dem Abend noch beschäftigte, war die Frage, warum der Schlagzeuger ein T-Shirt mit einem Hakenkreuz trug… ob er das für uns tat? Das Resort war ansonsten wirklich ein netter Platz für den „family day“. Zahlreiche Mitarbeiter der Klinik waren dort, viele hatten Partner und Kinder mitgebracht, es wurde gemeinsam gekocht, im Pool und am Strand geplanscht, Tischtennis gespielt und – natürlich – Karaoke gesungen. Bis nachts um 3 (da waren wir seit Stunden im Bett, Ohrenstöpsel sind was Tolles!) und morgens wieder ab 6.30 Uhr… Allmählich fühlen wir uns heimisch…war vielleicht doch `ne gute Idee, diese Geschichte hier…

Alles wird gut…

Wir sind gar nicht so blöde, wie wir dachten! So langsam läuft die Sache, wenngleich wir längst wissen, wie schnell sich dieser Eindruck wieder wandeln kann…
Die ersten unterernährten Kinder konnten wir heimschicken. An die Häufchen Elend von vor 3 Wochen erinnerte inzwischen nichts mehr. Lachend, in jeder Hand ein dicker Lego-Bauklotz und in jeder Backe ein dickes Stück „Plumpy nut“, die Spezialnahrung für unterernährte Kinder (besser als Milchschnitte und Fruchtzwerg zusammen: 500 kcal/Päckchen, auf Basis von Erdnüssen, incl. Eisen, Folsäure, Vitamine „von A bis Zink“, und, und, und…von wegen „so wertvoll wie ein kleines Steak“, da steckt ´ne ganze Kuh samt Weide drin!). Die Kinder finden es toll, essen es meist mit großem Appetit und strahlen von einem Ohr zum anderen…mit den Müttern um die Wette. Wie es aussieht? Naja, letzte Woche musste ich furchtbar lachen, weil ein Kind in seinem Bett saß (Mama war mal kurz draußen), sich vom Scheitel bis zu den Füssen mit der schönen braunen Paste eingeschmiert hatte…die Schwester, die etwas dichter dranstand bemerkte dann, dass es sich möglicherweise wirklich um Plumpy nut handelte…allerdings NACH Magen-Darm-Passage… herrlich! Gott sei Dank kommen einige von denen jetzt weiter zur wöchentlichen Kontrolle, je nachdem, ob sie in unseren direkten Einzugsbereich gehören oder von einer anderen ambulanten Nachsorgestelle weiterbetreut werden. Wir freuen uns darauf, sie wiederzusehen!
Bezahlt wird das Programm vom „ACF, action contre la faim“ (Aktion gegen den Hunger), nach klaren Regeln und Therapieplänen, die wirklich gut funktionieren. Eigentlich nichts weiter als simple Kochbücher, welche Ernährung zu welchem Zeitpunkt, wieviel pro Kilogramm Kind… Zur Begrüßung bekommt jedes Kind erstmal eine Wurmkur und eine antibiotische Therapie, quasi „Tabula rasa“ für einen gesunden Bauch, damit hinterher die guten Sachen schneller im Blut ankommen. Und was anfangs kompliziert klang macht inzwischen wirklich Spaß. So haben wir jetzt die nächste spannende Aufgabe: das Kind, das zusätzlich zur Unterernährung eine schwere Blutarmut hat (Hb 4)…wir haben uns schonmal mutig gegen eine Bluttransfusion entschieden, jetzt müssen wir dem Kind auf andere Art und Weise wieder rosige Frische auf die Wangen zaubern…könnte etwas dauern…
In der Ambulanz werden wir immer flotter, beim zwanzigsten dicken Abszess ist man halt nicht mehr so geschockt, wie beim ersten. Und doch gibt es täglich Fälle, bei denen wir denken: in zehn Jahren Kinderheilkunde daheim sehen wir nicht halb so viele unglaubliche Fälle, wie hier in zwei Wochen. Und wir merken, dass die einfachen Therapien oft vollkommen ausreichen. Ein bisschen „kleine Chirurgie“ durch unseren guten „Sir Raymond“ im „emergency room“, mit prima Wundversorgung, Abszessspaltung, desinfizierenden Bädern und Verbänden, dazu noch eine Dosis Antibiotika, und nach wenigen Tagen ist die Infektion verheilt, und die Haut etwas später auch. Ob die Narben genauso schön werden wie zu Hause? Naja, nicht ganz, aber die Haut ist ganz, dem Patienten geht es gut und er geht auf zwei Beinen nach Hause.
Antibiotika werden schneller verordnet, als zu Hause…na, welcher Doktor traut sich denn, das 15 Monate alte Kind mit Fieber seit 5 Tagen und Husten ohne Behandlung auf seinen 5-stündigen Heimweg durch den Busch zu schicken? Da funktioniert die bewährte „Wenn es nicht besser wird, kommen Sie morgen nochmal wieder“-Methode nicht… Und wenn die Geschichte doch mal zu banal für Antibiotika ist, gibt’s halt „Lagundi“, den traditionellen Hustensaft. Denn wie die Mütter in Deutschland, die sich notfalls mit homöopathischen Globuli zufrieden geben, möchte man auch hier nicht mit leeren Händen heimgehen. Und mancher „German doctor“ hat wohl auch schon die gute Wirkung des Kräuterextraktes getestet…
Deutlicher schwerer fällt uns der Umgang mit Medikamenten, die inzwischen längst aus deutschen Lehrbüchern und (Kinder-)Arztkoffern verschwunden sind. So verordnen wir hier fast täglich Chloramphenicol an alle Altersklassen, einmal sogar an ein schwer krankes Baby, und einmal mussten wir sogar einem 10-jährigen Jungen Ciprofloxacin geben…das würde in Deutschland echt Probleme geben (kann Knorpelschädigungen bei Kindern im Wachstum verursachen), aber resistente Bakterien machen halt auch vor ärmeren Ländern nicht halt, und die Medikamentenauswahl ist nicht groß. Und die Sorge um die Patienten, die latente Angst, Entscheidungen zu spät zu treffen, lässt uns schneller handeln, auch bei sichtbaren Risiken.
Unsere erste wirklich schwere Stunde hatten wir vor einer Woche…nachdem wir spätabends von unserem freien Wochenende zurückgekehrt waren, rief uns der diensthabende Arzt nachts zur Reanimation in die Notaufnahme. Leider waren all unsere Bemühungen erfolglos, und wir mussten lernen, dass heute noch Kinder an der Ruhr sterben… Der Kleine hatte zusätzlich eine schwere Unterernährung, und das war wohl einfach zu viel… Wir wussten schon vor unserer Abreise, dass uns auch solche Geschichten begegnen würden, aber leidende Mütter tun überall auf der Welt gleich weh… Seither haben wir bei mehreren Patienten denselben Durchfallerreger nachweisen können und sind doppelt auf der Hut…
Man könnte unendlich weiter schildern, was uns begegnet…der 9-jährige Junge (!) mit der Darmeinstülpung, die vom rechten Unter- bis in den Oberbauch reichte…und der uns völlig verwirrte, weil er einfach nicht schrie, obwohl es furchtbar wehtun musste… viele Kinder hier haben nie gelernt, dass Schreien hilft, also lassen sie es einfach bleiben. Der 6-jährige Junge mit dem Verdacht auf einen schweren Herzfehler, der heute aufgefallen ist… von einer Gemeindeschwester geschickt, weil er im Rahmen eines Durchfalls (!?!) blaue Lippen habe…ein Blick auf die verdickten Finger- und Zehenenden machte sofort die Schwere der Erkrankung klar, der Sauerstoffgehalt im Blut war…sehr niedrig…und der Kleine lacht und spielt (Hb 25, Hkt 73%)!
Sowieso sind die meisten Kinder fast gruselig brav. Carl hat es sehr treffend als „Schreckstarre“ bezeichnet. Sobald man die blassen, blonden Riesen sieht, bleibt der Mund offen stehen und man muss nur noch schnell genug nach der Lampe greifen um reinzuleuchten… Wir sind auch gern gesehene Gäste in jedem Supermarkt! Ganze Scharen von Verkäufern umringen uns, lauern uns auch gerne mehrfach hinter verschiedenen Regalen auf für viele freundliche „Good afternoon Ma’m, good afternoon sir!“. Leider entwickelt sich die Effizienz unserer Einkäufe umgekehrt proportional zur Dichte der Verkäufer. Da wird man auch gerne von 5 gleichzeitig beraten, z.B. beim Kauf eines Spannbettlakens. Das richtige (günstig und trotzdem Baumwolle) muss einem beim Verlassen der Abteilung dann doch selber ins Auge fallen… Und ständig rufen einem fremde Leute zu, wie unglaublich hübsch man ist… gestern wollte eine Dame unbedingt wissen, ob ich einen Bruder habe, sie wolle ihn nämlich gerne heiraten (Kai, ich geb‘ Dir die Adresse, Du kannst direkt in ihren florierenden Kiosk am Straßenrand einsteigen!). Und alle pubertierenden Mädchen flippen aus, wenn Marc sie einmal freundlich anlächelt… Szenen wie bei einer Autogrammstunde von Justin Bieber…
Auch sonst läuft die Integration recht gut. Nachdem Marc die liebevoll gestaltete Geburtstagskarte der Schwestern bekommen hatte (ihm wurden darin ungefähr zwanzig Babys für die Zukunft gewünscht, freiwillige Gebärende dürfen sich gerne melden, ich würde früher aus dem Geschäft aussteigen…), gab es abends die gebührende Party auf dem „family day“ in „Jones‘ beach Resort“ in Davao. Aufgrund des anstrengenden Nachtdienstes kamen wir nach Mittagsschlaf erst abends dort an, wurden gegen 18 Uhr von dröhnenden Bässen aus der überdimensionalen Musikanlage empfangen. Wir bezogen eins der zwei Doppelzimmer (alles andere sind Massenunterkünfte), das seine 20 Euro…wert…war…wir hatten ein großartiges…Duschklo… Dann machten wir schnell das einzig richtige, um die Chancen auf einen guten Abend unter den gegebenen Umständen zu erhöhen…und eineinhalb Stunden sowie 2 Liter „San Miguel“ („The only beer that nourishes true filippino friendships!“) später waren wir voll im Spiel! Die Liveband (die inzwischen dankbarerweise aufgetaucht und wirklich gut war) war sehr an „true german friendship“ interessiert, und so gab es nach jedem Lied einen „Happy birthday to doktor Marc Fluuutmään and also to doctora Käätrin Wörsss!!!“. Das ganze gipfelte in drei Ehrentänzen und meiner eher unfreiwilligen, jedoch vielfach zitierten Einlage als Rockröhre mit „Zombie“… Das letzte, was mich an dem Abend noch beschäftigte, war die Frage, warum der Schlagzeuger ein T-Shirt mit einem Hakenkreuz trug… ob er das für uns tat? Das Resort war ansonsten wirklich ein netter Platz für den „family day“. Zahlreiche Mitarbeiter der Klinik waren dort, viele hatten Partner und Kinder mitgebracht, es wurde gemeinsam gekocht, im Pool und am Strand geplanscht, Tischtennis gespielt und – natürlich – Karaoke gesungen. Bis nachts um 3 (da waren wir seit Stunden im Bett, Ohrenstöpsel sind was Tolles!) und morgens wieder ab 6.30 Uhr… Allmählich fühlen wir uns heimisch…war vielleicht doch `ne gute Idee, diese Geschichte hier…