Monthly Archives: Mai 2011

Die Welt steht Kopf…

Ein herzlicher Empfang...

Was für eine Woche! Mit Kopfsprung ins kalte Wasser, und das mir…wo ich doch so gerne Hilfe an meiner Seite weiß…aber Marc ist ja da!

Da wollte ich eigentlich am Montag nur über Carls erfahrene Schulter schauen, sehen, wie er die Aufnahme führt, wie er die gängigen Krankheitsbilder behandelt, und plötzlich steht da Alfonso und bietet sich als Übersetzer im Nebenzimmer an…es wären so viele Patienten da…
Und schon war ich „Dr. Katrin, die Ärztin in Aufnahmezimmer 4“. Und es ging nicht (wie versprochen) mit Husten und Schnupfen los, nein…das erste Kind war 3 Monate alt, ziemlich beeinträchtigt, läuft inzwischen längst unter der Verdachtsdiagnose einer RSV-Bronchiolitis, hatte bis Samstag(5 Tage) Sauerstoffbedarf, inzwischen sieht er wieder fit aus. Eigentlich ein Standardfall, wie zu Hause, aber so ohne Monitorüberwachung und ohne Infusion…man musste schon mal ein wenig denken… Der zweite Patient hatte eine Bindehautentzündung, Fieber seit 3 Tagen, Abgeschlagenheit, und dann habe ich da so einen Hauch eines Ausschlags seitlich an den Wangen gesehen…war komplett geimpft, nur Masern waren irgendwie unter den Tisch gefallen…ja, das hat sich jetzt erübrigt…und wir haben nach langer Zeit mal wieder lehrbuchreife Koplik-Flecken gesehen. Da gab es dann eine große Portion Vitamin A und ab nach Hause. Bis hierher waren ein paar Minuten rum, und es ging erst richtig los…Endlich auch die versprochenen banalen Luftwegsinfekte, Lymphknotenschwellungen (hier haben wir an unsere liebe Oberärztin zu Hause gedacht, ja Katja, wenn es abszediert, ist es außen rot und warm…). Da ist unser „Sir Raymond“, der Pfleger im „Emergency-Room“ Gold wert. Völlig selbstständig übernimmt er die kleine und mittelgroße Chirurgie, spaltet Abszesse, versorgt Biss- (die allgegenwärtigen Hunde), und Brandwunden. Und notfalls entfernt er noch Fremdkörper aus verschiedenen Körperöffnungen… Z.B. den Stein, den ein Mädchen sich im Alter von 2 Jahren ins Ohr gesteckt hat…inzwischen war sie 5, alle waren sicher, nur Ohrenschmalz zu sehen, nein, nach Einweichen und Spülen kam tatsächlich ein Stein zum Vorschein!
Im Mai-Dienstplan tauchen wir dankbarerweise noch nicht auf, dennoch gab es einen ersten nächtlichen Notruf. Mittwochnacht um 3 Uhr klopfte es vorsichtig an unsere Schlafzimmertür, es sei gerade ein Frühchen geboren, auf dem Weg von zu Hause auf einem Billiardtisch am Strassenrand (!), weil die Wehen zu stark wurden, Carl sei schon im Kreissaal, ob wir dazukommen würden. Da war ein 1500g-Winzling, eiskalt (das Thermometer konnte nicht messen), aber dafür recht fidel. Also ab in den Brutkasten, mit einer deutlich überdimensionierten Mütze, einer Riesenwindel und einem Body, in den er vielleicht in 3 Monaten passt… Wir waren doch etwas überrascht, als bei Tageslicht ein geschätztes Schwangerschaftsalter von 36 Wochenherauskam. Die Kinder sind hier einfach etwas kleiner, als zu Hause, über 3000g sind nur die „Moppelchen“! In diesem Fall war es aber natürlich trotzdem ein zu geringes Wachstum in der Schwangerschaft…und jetzt istWachsen angesagt!

So hielt die Woche uns in Atem, ein 33-jähriger Mann im akuten Nierenversagen, eigentlich nur ein Zufallsbefund bei Gonorrhoe… so ein Krea von 6 mg/dl sieht man bei uns nicht jeden Tag, aber ein sonographischer Blick auf die Nieren zeigte neben unzähligen Zysten eigentlich nichts…jedenfalls kein Nierengewebe.
Eine Frau mit dickem Bauch…wurde reflexartig zur Gynäkologin geschickt, die sah nur Wasser im Bauch, jetzt wird die Tuberkulose behandelt…
Im Gegensatz hierzu die junge Frau mit den Bauchschmerzen…hatte ihre…ich weiß nicht wievielte Nierenbeckenentzündung, beim sonographischen Blick fiel nebenbei aber noch ein kleines Gummibärchen in der Gebärmutter auf…herzlichen Glückwunsch!
Weniger fröhlich macht die Geschichte der 29-jährigen Frau mit Zahnfleischbluten…das Blutbild war sehr einfach als Leukämie zu beurteilen (für Kollegen: 55tsd Leukos, 96% Lymphozyten, 80tsd Thrombos, Hb 5,2, inzwischen Hb 3,7 nach weiterer Blutung), und eine Therapie ist hier aus finanziellen und organisatorischen Gründen nicht möglich…
Ziemlich traurig wird man auch, wenn man die unterernährten Kinder sieht… Mit spindeldürren Ärmchen und Beinchen (wenn der Umfang des Oberarmes (6 Monate bis 5 Jahre) unter 115mm liegt, werden sie als unterernährt behandelt, ich habe am Freitag ein Kind mit einem Armumfang von 82mm gesehen…probiert es mal zu Hause mit einem Maßband aus…), oder mit z.T. massiven Wassereinlagerungen, aufgequollen, mit furchtbaren Hauterscheinungen, Ausschlag, z.T. aufgerissen… Hier ist es aber schön, zu sehen, wie gut inzwischen die Ernährungsprogramme funktionieren, wie schnell aus kleinen jammernden Häufchen wieder Flirtwunder werden (wir haben da einen interfamiliären Wettstreit laufen, wer bringt welches Kind das erste Mal zum Lachen…). Noch schöner wäre es, wenn die Therapie zu Hause konsequent weitergeführt würde… Die Eltern sollen sich wöchentlich die kalorienreiche Nahrung für ihr Kind abholen, können sich aber z.T. die Fahrtkosten (meist ca. 1-2Euro, Tagesverdienst eines Arbeiters) nicht leisten.
So sind wir schon mittendrin im Trubel. Dienstzeit 8-18 Uhr, dazwischen Pause von 12-13.30 Uhr (alle lassen Schlag 12 den Stift fallen: „Lunchtime!“), z.T. sind noch Ruhephasen dazwischen, je nach Ambulanzauslastung, aber da schreibt man Entlassbriefe (ja, auch hier!), schaut mal nach den stationären Kindern, und, und, und.
Und dann muß noch regelmässig nach dem Wasserstand geschaut werden. Es regnet hier relativ viel…täglich seit wir hier sind. Und mit jedem Regen (immer sturzbachartig!) schwillt der Wasserpegel im Bach hinter unserem „Doctors House“ rapide und z.T. bedenklich an. Die Markierungen an der Küchenzeile erinnern an die Hochwasser der letzten zwei Jahre… etwa auf Kniehöhe. Also hängen inzwischen alle Möbel auf Hüfthöhe (Kleiderschränke, Bücherregale), wir lassen möglichst nichts auf dem Boden liegen, wer weiß, sonst wacht man morgens auf und die Flip-Flops schwimmen an einem vorbei… Die hiesige Fauna ist auch nicht zu mißachten, so sitzen unzählige Frösche/Kröten rund um unser Hause und balzen, was das Zeug hält, die ganze Nacht. Nachts postieren sich die dicksten Exemplare direkt vor unserer Tür, weil dort im Licht leckere Mücken rumschwirren. Und da die Kröte an sich nicht sehr clever ist, springen sie dann ständig gegen die Tür (gibt immer nen ordentlichen Knall) oder, wenn wir uns nähern, bevorzugt mitten in den einzigen Kaktus weit und breit. Auf den umgebenden Wiesen grasen Pferde und Wasserbüffel in freundlichem Miteinander. Und die Insekten sind überhaupt der Knaller. Die treten niemals in Misch-Schwärmen auf, sondern fein sortiert, nach Tagen! Einen Abend gab es kleine geflügelte Ameisen im ganzen Haus, dann war alles voller Ahorn-Samen-ähnlicher Falter, und vorgestern kamen plötzlich tausende kleiner schwarzer Käfer, etwa von Marienkäfer-Dimension unter der Haustür durch. Spinnen? Bisher nur eine relativ große, wurde von Marc tapfer mit dem Besen vor die Tür gekehrt. Und allgegenwärtig die Mini-Ameisen. Wir haben tagelang nicht verstanden, warum plötzlich eine Ameisenstrasse quer durch unser Zimmer führte, bis wir auf der Suche nach Papieren in die Handtasche sahen. Und da fanden wir die Rolle „Nimm2“. War noch fast voll, es fehlten nur zwei Bonbons…und jetzt voller Ameisen, glücklich im Schlaraffenland.
Also, unser Tag ist voller Herausforderungen, beruflich und privat. Aber die Mitarbeiter sind freundlich, eifrig und geduldig, wenn unser englisches Fachvokabular einmal hakt. Die philippinischen Ärzte sind wissbegierig, noch recht frisch im Job, aber auch sehr bemüht. Und trotz wachsender Selbstzweifel sind wir weiter motiviert, unser Bestes zu geben…mal sehen, ob das reicht. Hier werden oft die erfahreneren Ärzte der Organisation eingesetzt, und wir merken, dass wir als „Greenhorns“ doch recht naiv sind. Wenn die gewohnten Medikamente fehlen, plötzlich völlig andere täglich zum Einsatz kommen (für Kollegen: Chloramphenicol wird fast täglich verordnet, Ciprofloxacin für Kinder zumindest regelmässig), die Infusionslösungen anders heißen, als zu Hause und auch anders eingesetzt werden (wieder für Kollegen: Defizitausgleich bei Dehydratation mit 1/3-isotoner Lösung…), da gerät man schnell ins Schwitzen.

Das ist paediatrische Schwerstarbeit...

Manchmal regt sich leise Heimweh…danke für die liebe Kommentare und Mails, so fühlen wir uns nicht ganz so weit weg… Schön wäre, wenn gerade ein paar Schwestern von zu Hause einfliegen könnten, denn bei aller Freundlichkeit, so ein bisschen Zunder könnten die Damen mal gebrauchen…vielleicht könnte unser geschätzter Stationsleitungs-Stammtisch den nächsten Ausflug hierher machen?Wir könnten Unterstützung brauchen… Wie auch immer, unsere Ärmel sind hochgekrempelt, heute Abend haben wir unsere Ambulanzzimmer entrümpelt und geputzt, auf in den Kampf…

Der erste Tag in Buda ..

Nach einem etwas rumpeligen, dafür aber kurzen Flug  landeten wir um 14:30 Uhr in Davao. Ein Fahrer des Komitees Ärzte für die Dritte Welt war schon zur Stelle um uns abzuholen. Nach knapp drei Stunden Fahrt waren wir in Buda, unserer neuen Heimat für die nächsten drei Monate. Die beiden aktuellen „German Doctors“ Evelyn (Gynäkologin) und Carl (Pädiater) empfingen uns sehr freundlich. Das Doctor‘s House gefällt uns sehr, dank liebevoller Einrichtung, relativ gut bestückter Bibliothek (Fach- und Freizeitliteratur), sowie ausgesprochen beeindruckender Sauberkeit. Und die warme Dusche hat gleich beim ersten Test überzeugt… Die Küche hat sich mit dem Abendessen mächtig ins Zeug gelegt, um die „Neuen“ willkommen zu heißen. Evelyn und Carl haben uns an diesem Abend viele Fragen beantworten können, die uns bereits seit einiger Zeit auf der Seele lasteten. Erschöpft aber deutlich ruhiger fielen wir am frühen Abend ins Bett.

Am nächsten Morgen durften wir die ersten Kollegen vom „Staff“ kennenlernen. Hier wurden wir mit einem Willkommensschild begrüßt, was uns sehr gerührt hat, schließlich muss man sich hier auf häufig wechselnde Mitarbeiter aus Deutschland einstellen, was sicher viel Nerven kostet.  Aktuell sei nicht so viel los, erklärte uns Carl, dennoch sahen wir an diesem Morgen mehr neue Krankheitsbilder als sonst zu Hause in Monaten. Wir sahen: 1 Kind mit einem tiefen, destruierend wachsenden Ulkus an der Nase, drei Kinder mit schwerer Unterernährung, ein Kind mit einer gesicherten Tuberkulose, einen Jungen mit einer Hypokaliämie von 1,6 im Rahmen einer Gastroenteritis sowie ein Kind mit einem therapieresistenten Pleuraerguss bislang unklarer Genese. Was wir nicht sahen war  die Gerätemedizin, wie wir sie von zu Hause gewöhnt sind, keine Monitore oder Sättigungsgeräte an den Betten, keine Perfusoren oder Infusomaten. Viel neues also, wir werden in der nächsten Zeit noch vieles lernen müssen, wenn Carl mitsamt seiner großen Erfahrung heimfährt, wird eine große Lücke bleiben, aber die ersten Eindrücke haben uns nochmal sehr motiviert und machen Lust auf mehr… 

 Auf Bilder müsst ihr ein biscen warten die Verbindung istg recht langsam

Buda wir kommen

Wer wissen will, wie es dort aussieht wo wir arbeiten werden, der kann sich folgendes Video bei Youtube ansehen.

http://www.youtube.com/watch?v=g6a6E0EpYg4

Galerie update

Hab gerade die Impressionen Seite um ein paar Bilder ergänzt, viel Spaß beim ansehen.

Im nächsten Anlauf arbeite ich noch ein bischen mehr am Design.

Alles Taschenspieler…

Jeepney

Ja, wir beißen uns durch, aber Manila ist schon irgendwie…nervig. Nichts gegen unser Hotel, das „Best Western“ ist zwar etwas älter, aber man hat die Zimmer mit Liebe instandgesetzt, und wir hatten eine angenehme, ungezieferfreie Nacht bisher… Haben uns aber draußen heute das erste Mal nicht so richtig sicher gefühlt, wurden bereits nach 5 Minuten das erste Mal von einem wohlmeinenden älteren Herrn angesprochen, weil wir etwas aus meiner Handtasche nehmen wollten und er meinte, wir sollten die Tasche lieber zulassen…gruselig, wir hatten schon sämtliche Wertsachen im Hotel gelassen und befanden uns am Spazierweg am Hafen. Der dezente Urin- und Fäkaliengeruch desselbigen trieb uns dann rasch wieder in die Innenstadt, um die ersten Travellerschecks einzulösen. War ein etwas längerer Marsch, bis wir das Büro von American Express gefunden hatten. Dort kam dann Taschenspielerin Nummer 1 des Tages. Die AmEx-Mitarbeiterin wies uns auf den aktuellen Dollarkurs hin, nahm fröhlich unser Geld entgegen, und wollte uns laut Quittung erstmal 50 Peseten (ca. 1 Euro) zu wenig auszahlen… darauf hingewiesen zog sie blitzartig die Quittung zurück, rechnete neu, und siehe da, es gab 50 Pesos mehr…und `ne neue Quittung…

Dort also raus, mit etwas mehr Geld in der Tasche wollten wir schnell ins Taxi, das erste was hielt bot an, uns für 300 Pesos zum Hotel zu fahren, ca. 150 wären mit Taxameter zu erwarten gewesen…als wir unsere Vorliebe für Taxameter gestanden waren wir ihm gerade  noch einen abschätzigen Blick und eine zum Gruß erhobene Hand wert…und weg war er! Der nächste musste zwar auch daran erinnert werden, das Taxameter einzuschalten, nahm uns dann aber anstandslos mit…und brachte uns zu einem fairen Preis ins Hotel sowie nach Verstauen des Geldes im Zimmersafe noch weiter nach „Intramuros“, den alten Stadtkern von Manila. Hier war es dann überraschend hübsch, das eine oder andere Haus im Stil der Kolonialzeit hat die sinnlose Bomberei des Weltkrieges dann doch überstanden. Nach einiger Schlenderei sind wir dann zurück ins Hotel (zu Fuß), und nach Blitzdusche (mit einer halsbrecherischen Taxifahrt, der Fahrer hat jede Verkehrsregel missachtet, die je erfunden wurde…aber wir waren trotz Feierabendverkehr auf der Pole-Position und als erste da…von Angstschweiss durchnässt und aneinander geklammert… Für die besonders flotte Fahrt wollte der Herr dann entspannte 20% mehr, als auf dem Taxameter standen…hat 5% bekommen…hat schließlich auch sein eigenes Leben riskiert…) in die „Mall of Asia“, das drittgrößte Einkaufszentrum der Welt. Hier wurden wir mit einem Feuerwerk empfangen (!!!) und haben dann ruckzuck unsere Pflichteinkäufe (was halt so fehlte, für die nächsten Wochen) erledigt und Marc hat sich noch den Kopf hübsch machen lassen, will ja anständig aussehen, morgen am neuen Arbeitsplatz! Und wir haben endlich unser Handy aufladen können, mit der SIM-Karte, die uns eine Vorgängerin von „Ärzte für die dritte Welt“ freundlicherweise beim Treffen in Frankfurt geschenkt hat. Konnte jetzt schon zweimal…mit dem Anrufbeantworter meiner Eltern sprechen, super… Und Marcs Mutter war auch nicht erreichbar. Man merkt vielleicht, es war nicht unser bester Tag, aber unterm Strich muss man sagen, wir haben einen Eindruck von Manila bekommen. Wir haben die verschiedenen charakteristischen Beförderungsmittel bestaunt, „Put-Puts“ und motorisierte Dreiräder (Fahr- oder Motorräder mit Beiwagen), die z.T.  sehr fantasievoll gestalteten „Jeepneys“ (alte Armeegeländewagen, von den Amerikanern zurückgelassen) und „Kalesas“ (zweiräderige Pferdewagen).

Leider haben wir auch eine große Portion Elend gesehen, mit Menschen die in Bretterbuden leben, Kindern, die im Müll sitzen und spielen, Erwachsenen, die Elektronikschrott zerlegen und sortieren, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen… Wir müssen uns bemühen, uns nicht für unser so unkompliziertes, sorgloses und (oft wohl unverdient) wundervolles Leben zu schämen…

Morgen beginnt dann das wohl größte Abenteuer unseres bisherigen Lebens…wäre gut, wenn uns möglichst viele Daumen gedrückt würden, könnte nötig sein… Je nach Internetzugang und Anfangschaos bitten wir eine Verzögerung der nächsten Berichte zu entschuldigen…wir melden uns bald wieder!

Manila

Nach kurzem Zwischenstopp in Hong Kong sind wir heute Nacht um 0:10 Uhr Ortszeit in Manila gelandet. Im Reiseführer wurde empfohlen, dass man ein Taxi mit Taxameter in die Stadt nimmt, da alle anderen Möglichkeiten völlig überteuert wären. Wir also los zum offiziellen Taxistand. Dort wurde groß Werbung für Taxameter gemacht. Unser Taxifahrer kannte scheinbar das Hotel, und los ging es. Zunächst mal kurz um die Ecke zu seinen Kumpels. Dort wurde, so dachten wir zunächst, nochmal kurz nach dem Weg gefragt. Aber in Wirklichkeit lief die Konversation wohl so ab: „Hey Kollege, ich hab da zwei bekloppte Touristen, die wollen ins Best Western, wie viel kann ich denen abknöpfen?“ „Na so dreißig Dollar werden die Deppen schon bezahlen“. Also wurde uns im Taxi mit Taxameter angeboten, dass sie uns für dreißig Dollar ins Hotel fahren würden (eine Strecke von immerhin 7 km). Es wurde etwas komisch geschaut, als wir unseren Fahrer baten, dann doch das Taxameter anzustellen. „Ach das Taxameter !?! Ach ja, das hatte ich doch glatt vergessen.“  Nach langem Fummeln wurde dann doch der Schalter gefunden, und unsere Fahrt ging weiter. Wir kamen nach ca. 20 Minuten sicher im Hotel an. Bezahlt haben wir 194 Pesos, das sind immerhin 3 Euro. Da ich nur Scheine hatte, gab ich dem Kollegen 200 Pesos. Er bedankte sich und wollte weiterfahren. Als ich dann auch noch auf meinem Wechselgeld bestanden habe und mich auch nicht von der Ausrede, er habe kein Kleingeld, abwimmeln ließ, bekam ich meine 6 Pesos (die er sehr wohl hatte) ausgehändigt.

So geht es einem leider dauernd in Asien. Man muss ständig aufpassen, dass man nicht über den Tisch gezogen wird. Die Einheimischen halten einen nämlich für ziemlich bescheuert, wenn man nicht einmal die Preise weiß.  Auch wenn es meistens nur um Pfennigbeträge geht, kann es auf die Dauer ganz schön nerven. Wir versuchen es sportlich zu sehen und freuen uns an der Geschäftstüchtigkeit unserer Mitmenschen.

Eine Stange Mentos kosten am Flughafen auf Bali zwischen 80 Cent und 2 Euro, je nachdem zu welchem Stand man geht. Und ich glaube, selbst wenn man an den gleichen Stand zweimal ginge, dann wären die Preise verschieden. Es lebe die freie Marktwirtschaft!

Hong Kong, ready for boarding…

Auf geht’s, in den Flieger nach Manila… Aufregung!!! HotSpot am Flughafen ist cool…

Erneuter Hausbesuch…

Das Ende naht…wir sind zurück auf Bali, und heute geht der Flug auf die Philippinen! Gestern sind wir wohlbehalten mit dem OceanStar-Fastboat zurückgekommen und haben uns nach Sanur bringen lassen…einigermaßen ruhige Ecke und dennoch nicht weit vom Flughafen. Die empfohlene Adresse „Ariputri“ war leider ausgebucht, die eleganten Hotels am Strand sind zwar sehr schick, kosten aber entspannte 180 US-$ pro Nacht… Im Ariputri empfahl man uns ein Hotel in einer Seitenstrasse…ich kann mich nicht entscheiden, was widerlicher war, der Gestank in den Zimmern, oder das Rattengift in der Badezimmerecke…auf jeden Fall indiskutabel! Auf dem Rückweg zur Hauptstraße (ich war inzwischen bereit eins der teuren Zimmer zu nehmen) fiel dann der Blick auf das benachbarte Hotel („Abian Kokoro“) , etwas zurückgesetzt, hinter einem japanischen Restaurant („Sumo“)…und es erwies sich…zunächst…als Himmel auf Erden. Das Zimmer westlich-elegant, äußerst sauber, alles ganz neu, für 25€ pro Nacht, wir haben wild nach dem Haken gesucht! Egal, ab ins Bad, Körperpflege bis zum Umfallen, es war herrlich! Und weil wir gerade so in Genussstimmung waren, haben wir uns gleich noch eine kleine Abschiedsparty gegönnt. Auf Kosten meiner Tante Henni (DANKESCHÖN!) ging es ins Strandrestaurant des Edelhotels nebenan. Dort gab es zum ersten Mal seit 3 Wochen einen Weißwein!! Einer von hier, trocken, und sehr, sehr gut! Also gab es noch einen zweiten

auf Dich Tante Henni

…und Antipasti als Vorspeise, einen gegrillten Red Snapper und Spinatrouladen mit Rucolasalat als Hauptgang und anstelle eines Nachtisches einen Cocktail auf dem riesigen Sesselsofa mit Blick aufs Meer… Unterm Strich war selbst dieser Abend nicht teurer, als ein Mittagessen im „Fegerer“ (dennoch vermissen wir ihn…).

Das erste Mal seit Tagen gingen wir dann wieder gerne in unser Zimmer, haben unsere Sachen zu Ende gepackt und sind sanft eingeschlummert. Die Klimaanlage hatten wir wohl ausgeschaltet, nachts wurde es allmählich warm…da lässt man schon mal ein Bein unter dem Laken rausgucken…und dann hat es da so gekitzelt, um 5 Uhr früh…hab ich halt mal nachgeschaut, warum, und sah das Mäuschen gerade noch in Richtung von Marcs Füßen forthuschen… Es folgte zunächst viel Gelächter, Marc meinte, ich hätte `nen Knall, das sei bestenfalls einer der allgegenwärtigen Geckos gewesen, wollte dann aber die Gelegenheit nutzen und schnell mal…ins Bad. Von dort rief er mir dann fröhlich zu, ich sei doch nicht verrückt, die Maus sei in der Badewanne…und komme nicht mehr raus! Das nenne ich mal eine buddhistische Mausefalle, an den hohen Seiten der Wanne ist das Tierchen immer wieder abgerutscht… also haben wir es mit einem Karton eingefangen und Marc hat es vors Hotel getragen. Den Kumpel, der im selben Moment unter dem Kleiderschrank rausguckte und gleich wieder verschwand haben wir ignoriert und sind wieder schlafen gegangen (gut zugedeckt, mit laufende Klimaanlage…). Am Morgen hatte dann  auch er sich selber in der Wanne eingefangen (kein Witz!) und wurde auf die Straße getragen. Aber die Balkonschiebetür lässt immer einen Spalt offen, da können die Mäuse wohl immer wieder rein…trotz des dritten Stockwerks…

Gerade gab es ein gutes Frühstück, Marc war wie immer sehr experimentierfreudig (Sushi zum Frühstück…Respekt, das hätte ich bisher nur einem gewissen Oberarzt und seiner Gattin zugetraut…).

roher Fisch zum Frühstück .... oder ist es doch unserer Freund von heute Nacht

 

Und so packen wir jetzt mit gemischten Gefühlen unsere letzten Sachen ein…auf in das Abenteuer „Ärzte für die dritte Welt“…werden wir gut genug sein? Wir haben doch eigentlich keine Ahnung, was uns erwartet! Und doch freuen wir uns darauf, dazulernen zu können, über den engen Rand unseres bisher wohlbehüteten Assistenzärztedaseins hinausblicken zu können… Und wir passen schon aufeinander auf! Ich hab ja einen Facharzt (und Neonatologen!) dabei, den ich fragen kann, wenn es hakt… Auf geht’s!

Übrigens: sollte einer von Euch Ahnung von Nagern haben, und auf dem Foto etwas anderes als eine freundliche Gartenmaus erkennen…wir wollen es nicht wissen!

Außerdem: vielen Dank für die zahlreichen Kommentare, heute früh gab es vier (!) neue, und wir haben uns unbändig gefreut!

Special, local Price, wohin man kommt!!

 

Ja, auch heute sind wir wieder vielen Freunden begegnet, die uns alle tolle Angebote zum lokalen Preis gemacht haben…nix Touri-Preis, nein, so als wär‘ man von hier, EHRLICH!

8 Stunden auf dem auf dem Roller, unsere Hintern qualmen immer noch. Wir wollten zu den größten Wasserfällen Lomboks, im Norden der Insel. Nach 3 Stunden Fahrt, größtenteils entlang der palmengesäumten Küste waren wir endlich da, und sind einfach wieder weggefahren, ohne die Wasserfälle gesehen  zu haben. Der Grund? Unsere guten Freunde vor Ort, die uns für nur 25€ (!) zu den Wasserfällen führen wollten, denn allein darf man da nicht hinlaufen, erlaubt das „local government“ nicht… Ja, die Fahrt war schon so großartig, wir waren sowieso spät dran…da sind wir einfach mal direkt weitergefahren…und wurden durch weitere unglaubliche Ausblicke mehr als getröstet! Man stelle sich vor, wie man mit einem Roller über eine Bergkuppe fährt und auf der anderen Seite in einen grünen Kessel blickt, in den man mit seichten Serpentinen langsam hinabpendelt… Und in der Ferne sieht man das türkisblaue Meer. Der blanke Wahnsinn! Hier gab es dann erneuten Affenkontakt beim Fotostop, diesmal weniger friedlich, eine Affendame konnte Marc offensichtlich nicht leiden, sie huschte wild fauchend auf ihn zu, da ist uns beiden schon der Schweiß ausgebrochen…erst nach unserer wilden Flucht wurde uns klar, dass sie nicht Marc sondern Lilly (unsere Reise-Eseldame) gemeint hatte…ist ja auch ein bösartiger Eindringling ins Jagdrevier…

Wir haben alles überlebt, und wie bereits auf der ersten Tour vorgestern erneut sehr, sehr viele freundliche, hilfsbereite Menschen getroffen. Egal, wo man anhält, sobald man einmal fragend um sich blickt ist sofort jemand da, fragt (in wechselndem Englisch), ob er helfen könne, und erklärt nach Kräften den Weg. In diesen Fällen ausnahmslos unaufdringlich, ohne irgendetwas zu fordern, höchstens mal die freundliche Nachfrage, woher man kommt. Und auf die Antwort „Germany“ folgt eigentlich immer ein stolzes „Ach so!“, weiß der Geier, wer denen hier die elementaren Deutsch-Floskeln beibringt…

Zum Abschluss unserer Tour haben wir es erstmals geschafft, pünktlich zum Sonnenuntergang am Strand zu sein…und durften einer fröhlichen Gruppe einheimischer Kinder beim Toben in den Wellen zuschauen. Gebündelte Lebensfreude…so banal…und wundervoll…

Nachdem wir gestern Abend bereits eine kulinarische Perle entdeckt haben (Okay, war ein Tipp aus dem Lonely Planet…), den Warung Menega (suchen Sie sich einen Fisch aus, wir grillen ihn für Sie über dem Kokosschalengrill…köstlich!!) südlich von Sengiggi, sitzen wir jetzt gerade bei „Alberto“, schräg gegenüber von unserem Hotel und sind begeistert. Ja, man sollte lokale Spezialitäten essen, aber gute Oliven, vor Knoblauch triefende Bruschette und hausgemachte Ravioli und Lachspasta haben uns auf italienische Abwege geführt…am fackelbeleuchteten Strand. Es war KÖSTLICH, und zum Abschluss gab es noch einen Lemoncello auf’s Haus…diesen haben wir auf unseren „Oberarzt der Herzen“ getrunken, er weiß schon, warum…

Hatten wir erwähnt, dass wir heute das letzte bisschen Blässe hinter uns gelassen haben? Marc strahlt vor Bräune, in seinem weissen Hemd… gestern Super-Surfer, heute Easy-Rider…Was hab ich da für eine Sahneschnitte geheiratet…

Und sonst…Sternschnuppen! Fast jeden Abend sehen wir mindestens eine…nicht dass gerade viele Wünsche offen wären, aber wir freuen uns trotzdem über jede einzelne…

Und jetzt gehen wir packen!

Everybody’s gone surfin‘…

Yes, he did it! Marc ist ein super-sexy-Surfer-Boy! Sämtliche Canadierinnen fanden ihn “AWSOME”!

Also…vorgestern haben wir es tatsächlich nach Lombok geschafft, sind anstelle unseres Trips nach Kuta in Sengiggi an der Ostküste hängengeblieben, wollten nicht mehr so weit reisen… So wohnen wir jetzt in den Batu Bolong Cottages, ganz nett, mittelmässig sauber, aber günstig. Um Kuta nicht ganz zu verpassen, sind wir gestern mit gemieteten Rollern dorthin aufgebrochen, quer durch einen wirklich beeindruckenden Regenguss, nass bis auf die Knochen, und noch vor der Ankunft dort vom warmen Fahrtwind wieder trocken… auf dem Rückweg das gleiche nochmal…

Kuta war toll, Postkarten-Landschaft, im Zentrum noch keine großen Gebäude, nur windschiefe Hütten am Strand, vereinzelt kleine Bungalowanlagen, in der aktuellen Nebensaison sehr ruhig…sehr leise haben wir doch bereut, nicht dorthin gezogen zu sein… Hinter dem einzigen, abseits liegenden Sternehotel (Novotel) beginnt das Paradies, dort tummelte sich am gestrigen Sonntag die Masse der Einheimischen, surfte auf einer beängstigend großen Welle, sehr beeindruckend! Schwierig fanden wir es, die drei kleinen Mädchen abzuschütteln, die uns Armbänder, Sarongs und ähnliches verkaufen wollten, und erzählten, sie müssten ein „Business“ betreiben, um zur Schule gehen zu können…Da hat uns das Herz geblutet, zumal die ca. 5-jährige sich einfach still neben uns gelegt hat, und mir immer wieder ihre Armbänder hinhielt…Habe ihr dann wenigstens einige von unseren Keksen angedreht, trotzdem nichts gekauft, wenn auch schweren Herzens…Das sind wohl einfach die düsteren Seiten der Geschichte…

Heute dann endlich Heldentaten…Marc hatte seine erste Surfstunde! Und während die Mädels aus Kanada neben ihm vor allem von ihren Surflehrern befummelt wurden, hat Marc echte Heldentaten vollbracht…gleich den ersten Versuch relativ souverän gestanden!

 Naja, und dann noch lange weiterprobiert, es wurde immer besser, ich habe nur ungefähr…2000 Fotos gemacht! Sein Lehrer Abdul war auch sehr stolz auf ihn…

Und weil es gestern so schön war, haben wir uns heute wieder Roller gemietet, bis morgen Abend, wollen uns noch die schönen Wasserfälle angucken! Und übermorgen früh geht’s weiter, zurück nach Bali… Und am 12.5. Abflug auf die Philippinen! Spannung…

Nebenbei haben wir hier unsere Meister gefunden… G. und K. (aus Copyrightgründen keine weiteren Angaben…hihi…) freiwillige Frührentner-Akademiker, die gerade Ihr Eigenheim gegen lebenslangen Urlaub eintauschen…Respekt! Gute Reise(n) Euch beiden, wir denken an Euch (spätestens in „Eurem“ Casa particular…).

So, die Kneipe will schließen…bis bald!